Wer's glaubt, wird selig - über die Gerüchteküche auf Social Media

24/5/2016

2 Kommentare

 

Welche News sind wahr, welche falschen Nachrichten werden absichtlich und unabsichtlich geteilt? Je mehr Informationen es gibt, desto schwieriger wird es, damit umzugehen. Eine Annäherung.


Hoaxes (Falschmeldungen) sind fast so alt wie das Internet. Anfänglich hatten Hoaxes das Ziel, Viren auf den Computer zu übertragen oder Daten wie E-Mails zu sammeln. Oder haben Sie tatsächlich geglaubt, dass
Bill Gates sein Vermögen verschenkt? Diese Falschinformationen wurden früher vor allem über E-Mails verbreitet. Mittlerweile sind die Gerüchte perfider, glaubhafter und politischer. Zu finden sind sie oft auf Facebook, Twitter oder YouTube.

Letzte Woche wurde auf 3sat die Dokumentation „Alles Lüge oder was? - Wenn Nachrichten zur Waffe werden“ ausgestrahlt. Ein kleiner Junge rettet in einem Video ein Mädchen. Ein Video, das berührt, aber das nicht echt ist. News und auch „Fake-News“ (erfundene Meldungen) verbreiten sich auf Social Media rasch. Und im Zeitalter, wo die Aufmerksamkeitsspanne immer sinkt und Snack-Content immer gefragter wird, lassen sich die User gerne unterhalten. Was einmal gesehen, gelesen oder gehört ist, lässt sich im Nachhinein nicht mehr so einfach korrigieren. So ist der Journalismus in der Pflicht, Informationen zu verifizieren, bevor diese an die Öffentlichkeit gelangen.

Fake-Video
"Kleiner Held rettet Mädchen aus Kugelhagel" - ein Fake-Video
Der Journalist Konrad Weber hat 2012 eine gute Anleitung veröffentlicht, wie Daten in sozialen Netzwerken überprüft werden können. Obwohl das Geschriebene bereits vier Jahre alt ist, hat es immer noch Gültigkeit. Er zeigt auf, wie Websites, Bilder oder Videos verifiziert werden können und was bei einer Publikation beachtet werden muss. Ebenso gibt es Erläuterungen, wie die Newsrooms von ARD, BBC oder CNN mit Informationen aus dem Internet umgehen.

Leider wird rund um die Flüchtlingskrise auch immer wieder falsch informiert. Hoaxmap ist aus dem Wunsch entstanden, eine Ordnung in die Vielzahl gestreuter Gerüchte über Asylsuchende zu bringen und die „Anschuldigungen“ zu dementieren (mit Link zum entsprechenden Medium).
Bild
www.hoaxmap.org
Das Thema um die Wahrheit in den Medien und im Internet ist breit und nicht abschliessend. Manchmal ist Satire mit im Spiel, so bei Jan Böhmermann, welcher mit #varoufake und kürzlich mit #verafake für Furore gesorgt hat. Dann geht es um Algorithmen, welche bei Facebook politisch sind und die Meinung der User beeinflussen. Oder es stellt sich heraus, dass die doch so authentischen Fotos auf Instagram von Amalia Ulman nur eine Performance war. Das Mädchen, welches vom Land in die Grossstadt zog, dort Modelkarriere machte und dann doch scheiterte, war eine Inszenierung.
Bild
Nur Fiktion: Der Aufstieg und Fall von Amalia Ulman
Am Ende gelange ich zum Wort Medienkompetenz. Dieses Wissen, Medien und Inhalte souverän und sicher zu nutzen, muss zwingend früh an den Schulen vermittelt werden. Das Wort steht aber auch für die Fähigkeit der Personen, die für Radio, Fernsehen und Online-Medien arbeiten. Sie haben der Sache auf den Grund zu gehen und haben Wahrheit und Unwahrheit zu unterscheiden.

Zuerst denken, dann klicken, dies gilt für uns alle!
Bild
24. Mai 2016
Jürg Kobel
2 Kommentare
Urs E. Gattiker - DrKPI link
12/6/2016 13:42:52

Lieber Jürg

Danke für diesen interessanten Betrag. Ich sehen dies von 2 Punkten:

1. Schnell weiter verbreiten: Auch in Social Media gilt ja eigentlich, dass wir News immer überprüfen bevor wir diese publizieren.

Das ist natürlich nicht einfach, wenn man z.B. neue Blogeinträge dank dem RSS feed automatisch weiter auf seinem Twitter Konto verbreitet.

Somit kann ich ja nicht den Beitrag lesen (z.B. 3 Uhr morgens wenn er in Asien publiziert wird), bevor ich ihn über Twitter oder Facebook weiter verbreite.

2. Mehr Clicks: Die Beispiele im Beitrag zeigen sehr schön, dass nur bestimmte Geschichten schnell weiterverbreitet werden.

D.h. solche, welche mir selber viele Clicks bringen könnten (tönt interessant oder tragisch... Krieg).

Wenn wir uns nicht von diesen 2 Faktoren verführen lasen, publizieren wir eher Qualität.

Grüessli
Urs

Antwort
Jürg Kobel
13/6/2016 22:06:13

Lieber Urs
Danke für deinen Kommentar. Ja, Posts, welche Emotionen auslösen, ziehen immer noch am besten. Und klar, wenn man automatisch Nachrichten weiterleitet, ist die Inhaltsüberprüfung nicht gewährleistet. Da stellt sich die Frage, ob man die Automatisierung beibehalten will.
Herzliche Grüsse
Jürg

Antwort



Hinterlasse eine Antwort.

    Kategorien

    Alle
    Blog
    Content Marketing
    Facebook
    Flickr
    Fotografie
    Foursquare
    Google
    GoogleAdWords
    GooglePlus
    Instagram
    Klout
    LinkedIn
    MOOC
    Politik
    Snapchat
    Social Media
    Social Media Strategie
    Twitter
    Vine
    Webinar
    Xing
    YouTube