Teil 1 mit Schmidi Schmidhauser von Chica Torpedo
Die Berner Band Chica Torpedo veröffentlicht in diesen Tagen ihr neues Album „Nachtschicht“. Erwärmende lateinamerikanische Klänge und berndeutsche Texte prägen auch die fünfte CD von Chica Torpedo. Getauft wird das Album (ja, „Nachtschicht“ gibt es auch auf Schallplatte) am Samstag, 23. Januar 2016 in der Mühle Hunziken. Facebook, Twitter, Instagram oder YouTube eignen sich für die Promotion der CD und der Konzerte bestens. Oder etwa nicht? Ich habe mit Schmidi Schmidhauser, Chef der 9-köpfigen Band, darüber gesprochen.
Schmid Schmidhauser ist auf Promo-Tour: Via Instagram und Facebook grüsst er aus den Studios von Radio Rottu, SRF3, Radio1 oder Radio Freiburg. Mit den Aktivitäten auf Social Media möchte er seine Musik zum Publikum bringen und das Publikum an die Konzerte. Dies gelingt (noch) nicht wunschgemäss. Zwar hat Schmidi Schmidhauser auf Facebook über 3‘000 Freunde und die Facebookseite von Chica Torpedo beinahe 3‘000 Fans. Trotzdem wird nur ein kleiner Bruchteil dieser Freunde und Fans den Weg in das Konzertlokal finden oder einen Tonträger erstehen. Die Bereitschaft für Musik zu bezahlen nimmt generell ab. Die Albumproduktionen finanzieren sich nicht mehr durch Verkäufe. Vom Musikportal Bandcamp generiert Chica Torpedo ab und zu Einnahmen, von den Streamingportalen hat Schmidi Schmidhauser aber bisher nur unbedeutende Beträge erhalten. “Musik ist plötzlich gratis“ sagt Schmidi Schmidhauser und fügt an, dass sich dieser Gratistrend auch auf den Livebereich überträgt.
Schmidhauser und seine Bandmitglieder bewirtschaften alle Social-Media-Kanäle selber, seit drei Tagen ist er auch auf Twitter präsent. Die Betreuung der sozialen Netzwerke ist zeitintensiv. Eigentlich möchte er diese Zeit lieber für wirklich Kreatives nützen. Zur Vermittlungsarbeit der Musik gehört aber neben der klassischen Medienarbeit wie Interviewtermine bei Radiostationen auch das Versenden von Nachrichten, Fotos und Videos auf Facebook, YouTube, Tubmlr oder Instagram.
In der Theorie scheinen die Vorteile auf Social Media zu überwiegen: Die sozialen Netzwerke verrechnen keinen Franken für die Internetpräsenz der Musiker, ausser man schaltet kostenpflichtige Werbung. Die Reichweite ist gross, die Bekanntheit kann erhöht, potentielle Hörer und Fans erreicht werden. Die Fans haben das Gefühl, nahe am Künstler zu sein und wissen über das aktuelle Geschehen Bescheid. Auf Social Media wird viel geliked und geteilt, speziell auch Musik. So erhöht sich die virale Verbreitung. Jede Information kann zu jeder Zeit veröffentlicht werden. Spontanität ist zwar gefragt, eine gute Story und gute Inhalte sind aber auch da wichtig. Auf Social Media geht es nicht in erster Linie darum, seine Vertriebskanäle zu vermarkten, sondern die Aufmerksamkeit des Publikum für sein Schaffen zu erwecken und die Interaktion mit den Fans zu fördern.
Eines ist klar: Um das Überleben der Musiker zu sichern, müssen wir nicht nur via Social Media Beifall klatschen, sondern auch wieder mal eine CD kaufen, einen Song legal und kostenpflichtig downloaden oder an ein Konzert gehen.
Und so versucht Schmidhauser unermüdlich, mit einzigartigem und exklusivem Inhalt seine Musik via Social Media zum Publikum zu bringen. Ich hoffe, es gelingt ihm. Er und seine Musik haben es verdient.
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14. Januar 2016, Jürg Kobel