Wer sich und seine Kunst bekannt machen will, kommt um die Vermarktung nicht herum. Und zum Online-Marketing im Jahr 2017 gehört neben einer aktuell gehaltenen Website zweifelsohne Social Media. Die Nutzerzahlen der sozialen Netzwerke steigen an, der Zugang erfolgt immer mehr über das Smartphone. Zeit also, die Kunstinteressierten, Journalisten, Kuratoren und Ausstellungsbesucher auch via Facebook, Instagram und YouTube zu erreichen. Die Lust dafür ist aber längst nicht bei allen Kunstschaffenden vorhanden, wie eine Umfrage bei den Künstlerinnen und Künstler aus den Kantonen Bern und Jura zeigt.
Social Media - zwingend oder nicht?
Eine Jury wählte für die "Cantonale" 188 Künstlerinnen und Künstler aus, welche derzeit in Bern, Biel, Interlaken, Langenthal, Moutier, Le Noirmont, Porrentruy und in Thun ihr Kunstschaffen präsentieren dürfen. Die meisten zeigen ihre Werke auch auf ihrer eigenen Website. Auf Social Media ist aber nur ein kleiner Teil aktiv. Viele wollen sich auf ihre Kunst konzentrieren und erachten Facebook und Co. als zu aufwändig oder beurteilen es als Zeitverschwendung. Es gibt daneben gleichwohl Künstler, die in den sozialen Netzwerken ihre Interessengruppen suchen und finden.
"Wenn ich alles machen würde, hätte ich keine Zeit für die Kunst." erklärt Elisa Daubner. Ähnlich tönt es bei Michael Streun: "Ich male lieber anstatt dauernd vor dem Compi zu hocken." Samuel Blaser sieht zwar das Potential, verzichtet aber trotzdem auf die Anwendung von Social Media: "Als Künstler ist man eine öffentliche Figur und kann diese Möglichkeiten nutzen. Als notwendig erachte ich es nicht." Anders klingt es bei Tobias Gutmann: "Soziale Medien sind in meiner Arbeit essenziell. Was früher die Website war, ist heute Instagram. Hier erreiche ich mein Publikum". Für Jürg Lüdi, welcher gleich auf 9 Plattformen präsent ist, dient Social Media zur Dokumentation, Promotion und Kommunikation. Und bei Filip Haag zeigte sich der Erfolg von Social Media bereits konkret: "Über Instagram habe ich schon ein Werk verkauft und über Facebook indirekt meinen Galeristen gefunden."
"Wenn ich alles machen würde, hätte ich keine Zeit für die Kunst." erklärt Elisa Daubner. Ähnlich tönt es bei Michael Streun: "Ich male lieber anstatt dauernd vor dem Compi zu hocken." Samuel Blaser sieht zwar das Potential, verzichtet aber trotzdem auf die Anwendung von Social Media: "Als Künstler ist man eine öffentliche Figur und kann diese Möglichkeiten nutzen. Als notwendig erachte ich es nicht." Anders klingt es bei Tobias Gutmann: "Soziale Medien sind in meiner Arbeit essenziell. Was früher die Website war, ist heute Instagram. Hier erreiche ich mein Publikum". Für Jürg Lüdi, welcher gleich auf 9 Plattformen präsent ist, dient Social Media zur Dokumentation, Promotion und Kommunikation. Und bei Filip Haag zeigte sich der Erfolg von Social Media bereits konkret: "Über Instagram habe ich schon ein Werk verkauft und über Facebook indirekt meinen Galeristen gefunden."
Welche Social-Media-Kanäle sich für Künstler eignen und welche eher weniger:
Facebook - scheinbar immer unbeliebter, aber nach wie vor sehr attraktiv
Facebook hat über 3,65 Millionen aktive Nutzer in der Schweiz und ist somit das beliebteste soziale Netzwerk, auch für Künstlerinnen und Künstler. Die Anzahl der Nutzer der über 50-jährigen wächst stetig. Die grosse Reichweite ist ein gutes Argument, um bei Facebook präsent zu sein. Vielfach kennt man bei Facebook seine Freunde auch persönlich. Und Freunde, Bekannte und Verwandte liken und teilen oft gerne die Beiträge der persönlichen Kontakte. Dies wiederum erhöht die Chancen, im Algorithmus von Facebook wahrgenommen zu werden, so dass der Beitrag im News Feed bei anderen Personen angezeigt wird. Facebook eignet sich vor allem, um seine Werke und dessen Entstehung zu zeigen. Ferner ist es praktisch, auf Vernissagen, Events oder Ausstellungen aufmerksam zu machen. Machen Sie aber nicht nur Werbung für Ihre eigene Kunst, veröffentlichen Sie ebenso fremde - unterhaltsame und hochwertige - Inhalte auf Facebook.
Profil oder Seite?
Ein Profil auf Facebook ist ein persönliches Konto. Wer sein kreatives Schaffen einem breiten Publikum zeigen möchte, der achte bei den Privatsphäre-Einstellungen darauf, dass seine Beiträge öffentlich sind und nicht nur seinen Freunden angezeigt werden dürfen. Grundsätzlich ist ein persönliches Profil für einen nichtkommerziellen Nutzen gedacht. Ein Profil kann sich mit maximal 5'000 Personen befreunden, jede einzelne Freundschaftsanfrage muss bestätigt werden. Als Künstler kann man auch eine sogenannte Facebook-Seite eröffnen.
Profil oder Seite?
Ein Profil auf Facebook ist ein persönliches Konto. Wer sein kreatives Schaffen einem breiten Publikum zeigen möchte, der achte bei den Privatsphäre-Einstellungen darauf, dass seine Beiträge öffentlich sind und nicht nur seinen Freunden angezeigt werden dürfen. Grundsätzlich ist ein persönliches Profil für einen nichtkommerziellen Nutzen gedacht. Ein Profil kann sich mit maximal 5'000 Personen befreunden, jede einzelne Freundschaftsanfrage muss bestätigt werden. Als Künstler kann man auch eine sogenannte Facebook-Seite eröffnen.

Eine Facebook-Seite ist immer öffentlich einsehbar, egal ob man bei Facebook ein Konto hat oder nicht. Ebenso kann ein Seitenbetreiber Statistiken einsehen und Werbung schalten. Eine Facebook-Seite hat keine Freunde, sondern Abonnenten. Zum Erstellen einer Facebook-Seite ist ein privates Profil notwendig. Es empfiehlt sich also, mit einem Profil zu starten. Wer dann durchstartet, kann das Profil in eine Seite umwandeln... (eine Seite in ein Profil abzuändern, funktioniert jedoch nicht).
So oder so, wenn Sie mit einem Profil oder einer Seite auf Facebook präsent sind, der Dialog mit den Freunden oder den Abonnenten (Fans) sollte gepflegt werden.
Instagram - für Kunstschaffende besonders geeignet
Wer bei Instagram nur an Selfies und quadratische Fotos - versehen mit Retro-Filter - denkt, der tut Instagram unrecht. Instagram kam 2010 zur Welt und wurde 2012 von Facebook übernommen. Ursprünglich hatten die Fotos bei Instagram eine quadratische Form, mittlerweile können aber Fotos mit beliebigem Format auf Instagram hochgeladen werden. Ebenso können Videos bis zu 60 Sekunden präsentiert werden und seit Sommer 2016 sogar Instagram Stories (Fotos und Videos, welche nur für 24 Stunden angezeigt werden). Instagram ist eine App, ein Anwendungsprogramm für das Smartphone. Das Hochladen der Fotos funktioniert mit dem Mobilgerät. Auf der Desktop-Variante von Instagram ist das Verteilen von Herzen und das Hinzufügen von Kommentaren möglich, der Upload von Fotos jedoch nicht.
Instagram ist mehr als bloss eine Ansammlung von Schnappschüssen. Instagram ist eine gute und einfache Möglichkeit, sich und seine Kunst zu vermarkten. Die gezeigten Fotos müssen keine Momentaufnahmen sein. Die auf Instagram erfolgreichsten Bilder sind oft (mit professionellen Fotokameras) in aufwändiger Art entstanden und durchdacht. Wichtig ist, sich und seinem Stil treu zu bleiben. Die Kunst sollte im Vordergrund stehen. Ob man als professioneller Fotograf oder Kunstfotograf auf Instagram präsent sein sollte, ist 2017 keine Frage mehr, sondern eine Voraussetzung. Instagram ersetzt sozusagen das gedruckte Portfolio, dies gilt auch für andere Kunstschaffenden. Die Interaktionsraten sind auf Instagram deutlich höher als auf anderen Social-Media-Kanälen. Schnell ist man mit Personen mit gleichen Interessen oder ähnlichem (künstlerischem) Geschmack vernetzt. Zudem ist Instagram sehr international. Ein kurzer Einleitungstext zum Foto macht Sinn. Um die Reichweite auszunutzen, empfiehlt es sich, bei den Hashtags auch englische Begriffe zu verwenden. Gleichzeitig ist darauf zu achten, möglichst spezifisch zu sein (#cantonale2016 #swissartist #minimalart, usw.) und nicht Hashtags auf der Jagd nach Followers einzusetzen (#likeforlike, #followme, usw.). Grundsätzlich darf gesagt werden: Je mehr Hashtags desto mehr Aufmerksamkeit. 30 Hashtags sind aber das Maximum.
Instagram dient überdies als Inspirationsquelle. Die Websites von Jonas Studer und Julie Lovens sehen dem Layout von Instagram zum Verwechseln ähnlich.
Vimeo oder YouTube für Videos - Kunst oder Kommerz?
Vimeo ist vor allem für das Publizieren von künstlerischen Werken beliebt, weitgehend werbefrei und verfügt über eine engagierte Community. Kostenfrei ist bei Vimeo lediglich der Basis-Account. Wer keine Beschränkungen bei der Anzahl der hochgeladenen Videos möchte, der hat einen kostenpflichtigen Pro-Account zu eröffnen.
YouTube ist der Videokanal Nummer 1 und - was nicht unterschätzt werden darf - nach Google die zweitgrösste Suchmaschine der Welt. Mit YouTube erreichen Kunstschaffende bedeutend mehr Zuschauer. Die Masse ist aber nicht immer das Mass der Dinge. Die auf YouTube angezeigte Werbung kann zwischendurch schon mal störend wirken.
Es gibt aus Sicht der User viele Gründe, die für Vimeo oder YouTube sprechen. Es bleibt am Schluss wohl eine Geschmacksfrage. Beide Plattformen dienen weniger der Kommunikation, sondern werden benutzt, um die Videos auf der eigenen Website einzubetten. Die Mehrheit der teilnehmenden Kunstschaffenden der Cantonale bevorzugt Vimeo, weil es ästhetischer ist. Es muss aber nicht zwingend ein “entweder oder”, sondern kann auch ein “sowohl als auch” sein. Dies sieht Tamara Janes so und setzt auf YouTube ("wird mehr besucht als Vimeo") und auf Vimeo ("sympathischer als YouTube").
Für Filme mit kurzer Dauer sind zudem Facebook, Instagram und Vine nicht zu vernachlässigen. Auch dem Trend der Live-Videos sollten sich die Kunstschaffenden nicht verschliessen. Live-Streams sind via Facebook, YouTube, Twitter sowie Periscope möglich.
LinkedIn und Xing - die Business-Netzwerke
Xing hat nach eigenen Angaben die Marke von sieben Millionen Mitgliedern in Deutschland, Österreich und der Schweiz überschritten. Xing dient dazu, die meist beruflichen Kontakte zu anderen Personen zu verwalten oder neue Kontakte zu finden.
LinkedIn ist das andere, weltweit grösste Business-Netzwerk, welches zur Pflege sowie zum Knüpfen von Geschäftskontakten dient und sehr international angelegt ist. Die Anzahl Nutzer im deutschsprachigen Raum liegt bei über vier Millionen. Wie bei Xing existiert bei LinkedIn eine kostenlose Basisversion wie auch kostenpflichtige Versionen mit erweiterten Funktionen.
Bei diesen Business-Netzwerken tummeln sich mehr “Chief Executive Officers”, “Chief Financial Officers” oder “Chief Operating Officer” als “Professional Artists”. Dennoch kann es nicht schaden, seine Kenntnisse und Fähigkeiten bekannt zu geben. Viele User von Xing oder LinkedIn zeigen (privat) Interesse an Kunst und Kultur.
LinkedIn ist das andere, weltweit grösste Business-Netzwerk, welches zur Pflege sowie zum Knüpfen von Geschäftskontakten dient und sehr international angelegt ist. Die Anzahl Nutzer im deutschsprachigen Raum liegt bei über vier Millionen. Wie bei Xing existiert bei LinkedIn eine kostenlose Basisversion wie auch kostenpflichtige Versionen mit erweiterten Funktionen.
Bei diesen Business-Netzwerken tummeln sich mehr “Chief Executive Officers”, “Chief Financial Officers” oder “Chief Operating Officer” als “Professional Artists”. Dennoch kann es nicht schaden, seine Kenntnisse und Fähigkeiten bekannt zu geben. Viele User von Xing oder LinkedIn zeigen (privat) Interesse an Kunst und Kultur.
Twitter - News in 140 Zeichen
Auf Twitter sind in der Schweiz viele Journalisten und Marketingfachkräfte aktiv. Auf Twitter wird eifrig über den “Tatort” und über politische Geschehnisse diskutiert. Nachrichten können praktisch in Echtzeit auf Twitter verfolgt werden Twitter ist ein sehr guter Informationskanal. Tweets können auch uneingeschränkt gelesen werden, wenn kein Twitter-Account vorhanden ist. Twitter eignet sich aber nur bedingt, um seine Kunst bekannt zu machen. Wer regelmässig Neuigkeiten verbreiten kann - und nicht nur von sich selber - der kann durchaus Twitter beitreten. Den Tweets können auch maximal 4 Bilder angehängt werden. Wenn Sie Twitter als soziales Netzwerk nutzen, werden Sie den Mehrwert von Twitter erfahren. Also: Kontaktieren Sie andere User (öffentlich oder mit persönlicher Direktnachricht), folgen Sie interessanten Profilen, erstellen Sie spezifische Listen (zum Beispiel mit Galerien oder Museen), fokussieren Sie sich auf wenige Themen, versenden Sie Nachrichten regelmässig, zeigen Sie sich diskussionsfreudig.
at least the cat is packed for #Christmas #celestin #CatsOfTwitter #catbeingcat #catscatscats #cats #cat #CatsRule # pic.twitter.com/GF65DsF8Xl
— Julie Lovens (@JuLovens) 22. Dezember 2016
Tumblr, Pinterest, Ello, Google+, Snapchat,...
Tumblr ist eine bekannte Blogging-Plattform, auf welcher Personen Texte, Bilder oder Videos veröffentlichen können. Tumblr hat sich als Fotoblog etabliert und ist bei Kunstschaffenden beliebt. Für einige Künstler wie für Laurent Güdel, Maya Hottarek, Jorim E. Huber oder Vladimir Jankijevic ersetzt der Auftritt bei Tumblr sogar die eigene Website.
Um beim Originalton von Pinterest zu bleiben: "Mit Pinterest kannst du all die Dinge sammeln und organisieren, die dir gefallen." Bei Pinterest können Nutzer Bilder mit Beschreibungen an virtuelle Pinnwände heften. Pinterest hat in der Schweiz den Durchbruch noch nicht geschafft, obwohl sich Pinterest durchaus für viele eignen würde, auch für Kunstschaffende. Denn sie könnten ihre Werke präsentieren und verlinken (zum Beispiel zur Website, zur Galerie, zum Kunstmuseum oder zum Online-Shop).
Das soziale Netzwerk ello wurde 2014 kurz stark gehypt, versank danach fast in Vergessenheit, hat sich mittlerweile aber zur Plattform für Kunst, Fotografie, Mode und Webkultur gemausert.
Für Fotografen mögen ferner Flickr oder 500px interessant sein. Bei Google+ lohnt sich eine Präsenz kaum mehr, da sich immer weniger Personen auf diesem Netzwerk austauschen. Wer in seinem Atelier gerne Besucher empfängt, kann bei Google My Business sein "Geschäft" eintragen, damit seine Werkstatt bei Google Maps angezeigt wird.

Eignen sich Inhalte zu verbreiten, die nach 24 Stunden wieder weg sind? Dieser Frage haben sich nicht nur Künstler zu stellen, wenn sie sich auf Snapchat anmelden. Snapchat ist momentan bei den Jugendlichen sehr beliebt, praktisch alle 15-jährigen übermalen oder übertexten ihre Fotos sowie Videos und versenden diese ihren Freunden. Ein Mitmachen bei Snapchat ist für Künstler derzeit wohl eher privater Natur und spasseshalber angesagt, es sei denn, man hat sich der Snapchat-Kunst verschrieben.
Fazit
Social Media ist für Künstler als Ergänzung zu einer (responsiv gestalteten) Website sinnvoll. Denn täglich loggen sich Personen auf Facebook, Twitter, YouTube oder Instagram ein, um informiert und unterhalten zu werden. Man kann dort Leute erreichen, an die man sonst nicht gelangt. Grundsätzlich müssen Kunstschaffende aber neben ihrer kreativen Arbeit Zeit und Lust haben, die Social-Media-Kanäle zu bewirtschaften und den Dialog mit Personen zu pflegen. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, empfehle ich ein Mitwirken auf Facebook und Instagram. Wenn mit Videos gearbeitet wird, dann dürfte zusätzlich YouTube und/oder Vimeo in den Einsatz kommen. Andere soziale Netzwerke wie Twitter, Xing oder Pinterest können ganz neues Publikum ansprechen. Wichtig ist, die Netzwerke entsprechend dem Zielpublikum zu bespielen und nicht nur als Verkaufskanal zu sehen. Ebenso ist es sinnvoll, die dank Social Media gefundenen neuen Kontakte auch persönlich kennen zu lernen. Online meets Offline ist bereichernd, funktioniert nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch für den Kunstmarkt.
3. Januar 2017
Jürg Kobel
3. Januar 2017
Jürg Kobel