Social Media - zwingend oder nicht?
"Wenn ich alles machen würde, hätte ich keine Zeit für die Kunst." erklärt Elisa Daubner. Ähnlich tönt es bei Michael Streun: "Ich male lieber anstatt dauernd vor dem Compi zu hocken." Samuel Blaser sieht zwar das Potential, verzichtet aber trotzdem auf die Anwendung von Social Media: "Als Künstler ist man eine öffentliche Figur und kann diese Möglichkeiten nutzen. Als notwendig erachte ich es nicht." Anders klingt es bei Tobias Gutmann: "Soziale Medien sind in meiner Arbeit essenziell. Was früher die Website war, ist heute Instagram. Hier erreiche ich mein Publikum". Für Jürg Lüdi, welcher gleich auf 9 Plattformen präsent ist, dient Social Media zur Dokumentation, Promotion und Kommunikation. Und bei Filip Haag zeigte sich der Erfolg von Social Media bereits konkret: "Über Instagram habe ich schon ein Werk verkauft und über Facebook indirekt meinen Galeristen gefunden."
Facebook - scheinbar immer unbeliebter, aber nach wie vor sehr attraktiv
Profil oder Seite?
Ein Profil auf Facebook ist ein persönliches Konto. Wer sein kreatives Schaffen einem breiten Publikum zeigen möchte, der achte bei den Privatsphäre-Einstellungen darauf, dass seine Beiträge öffentlich sind und nicht nur seinen Freunden angezeigt werden dürfen. Grundsätzlich ist ein persönliches Profil für einen nichtkommerziellen Nutzen gedacht. Ein Profil kann sich mit maximal 5'000 Personen befreunden, jede einzelne Freundschaftsanfrage muss bestätigt werden. Als Künstler kann man auch eine sogenannte Facebook-Seite eröffnen.

Eine Facebook-Seite ist immer öffentlich einsehbar, egal ob man bei Facebook ein Konto hat oder nicht. Ebenso kann ein Seitenbetreiber Statistiken einsehen und Werbung schalten. Eine Facebook-Seite hat keine Freunde, sondern Abonnenten. Zum Erstellen einer Facebook-Seite ist ein privates Profil notwendig. Es empfiehlt sich also, mit einem Profil zu starten. Wer dann durchstartet, kann das Profil in eine Seite umwandeln... (eine Seite in ein Profil abzuändern, funktioniert jedoch nicht).
Instagram - für Kunstschaffende besonders geeignet
Wer bei Instagram nur an Selfies und quadratische Fotos - versehen mit Retro-Filter - denkt, der tut Instagram unrecht. Instagram kam 2010 zur Welt und wurde 2012 von Facebook übernommen. Ursprünglich hatten die Fotos bei Instagram eine quadratische Form, mittlerweile können aber Fotos mit beliebigem Format auf Instagram hochgeladen werden. Ebenso können Videos bis zu 60 Sekunden präsentiert werden und seit Sommer 2016 sogar Instagram Stories (Fotos und Videos, welche nur für 24 Stunden angezeigt werden). Instagram ist eine App, ein Anwendungsprogramm für das Smartphone. Das Hochladen der Fotos funktioniert mit dem Mobilgerät. Auf der Desktop-Variante von Instagram ist das Verteilen von Herzen und das Hinzufügen von Kommentaren möglich, der Upload von Fotos jedoch nicht.
Instagram ist mehr als bloss eine Ansammlung von Schnappschüssen. Instagram ist eine gute und einfache Möglichkeit, sich und seine Kunst zu vermarkten. Die gezeigten Fotos müssen keine Momentaufnahmen sein. Die auf Instagram erfolgreichsten Bilder sind oft (mit professionellen Fotokameras) in aufwändiger Art entstanden und durchdacht. Wichtig ist, sich und seinem Stil treu zu bleiben. Die Kunst sollte im Vordergrund stehen. Ob man als professioneller Fotograf oder Kunstfotograf auf Instagram präsent sein sollte, ist 2017 keine Frage mehr, sondern eine Voraussetzung. Instagram ersetzt sozusagen das gedruckte Portfolio, dies gilt auch für andere Kunstschaffenden. Die Interaktionsraten sind auf Instagram deutlich höher als auf anderen Social-Media-Kanälen. Schnell ist man mit Personen mit gleichen Interessen oder ähnlichem (künstlerischem) Geschmack vernetzt. Zudem ist Instagram sehr international. Ein kurzer Einleitungstext zum Foto macht Sinn. Um die Reichweite auszunutzen, empfiehlt es sich, bei den Hashtags auch englische Begriffe zu verwenden. Gleichzeitig ist darauf zu achten, möglichst spezifisch zu sein (#cantonale2016 #swissartist #minimalart, usw.) und nicht Hashtags auf der Jagd nach Followers einzusetzen (#likeforlike, #followme, usw.). Grundsätzlich darf gesagt werden: Je mehr Hashtags desto mehr Aufmerksamkeit. 30 Hashtags sind aber das Maximum.
Instagram dient überdies als Inspirationsquelle. Die Websites von Jonas Studer und Julie Lovens sehen dem Layout von Instagram zum Verwechseln ähnlich.
Vimeo oder YouTube für Videos - Kunst oder Kommerz?
YouTube ist der Videokanal Nummer 1 und - was nicht unterschätzt werden darf - nach Google die zweitgrösste Suchmaschine der Welt. Mit YouTube erreichen Kunstschaffende bedeutend mehr Zuschauer. Die Masse ist aber nicht immer das Mass der Dinge. Die auf YouTube angezeigte Werbung kann zwischendurch schon mal störend wirken.
Es gibt aus Sicht der User viele Gründe, die für Vimeo oder YouTube sprechen. Es bleibt am Schluss wohl eine Geschmacksfrage. Beide Plattformen dienen weniger der Kommunikation, sondern werden benutzt, um die Videos auf der eigenen Website einzubetten. Die Mehrheit der teilnehmenden Kunstschaffenden der Cantonale bevorzugt Vimeo, weil es ästhetischer ist. Es muss aber nicht zwingend ein “entweder oder”, sondern kann auch ein “sowohl als auch” sein. Dies sieht Tamara Janes so und setzt auf YouTube ("wird mehr besucht als Vimeo") und auf Vimeo ("sympathischer als YouTube").
Für Filme mit kurzer Dauer sind zudem Facebook, Instagram und Vine nicht zu vernachlässigen. Auch dem Trend der Live-Videos sollten sich die Kunstschaffenden nicht verschliessen. Live-Streams sind via Facebook, YouTube, Twitter sowie Periscope möglich.
LinkedIn und Xing - die Business-Netzwerke
LinkedIn ist das andere, weltweit grösste Business-Netzwerk, welches zur Pflege sowie zum Knüpfen von Geschäftskontakten dient und sehr international angelegt ist. Die Anzahl Nutzer im deutschsprachigen Raum liegt bei über vier Millionen. Wie bei Xing existiert bei LinkedIn eine kostenlose Basisversion wie auch kostenpflichtige Versionen mit erweiterten Funktionen.
Bei diesen Business-Netzwerken tummeln sich mehr “Chief Executive Officers”, “Chief Financial Officers” oder “Chief Operating Officer” als “Professional Artists”. Dennoch kann es nicht schaden, seine Kenntnisse und Fähigkeiten bekannt zu geben. Viele User von Xing oder LinkedIn zeigen (privat) Interesse an Kunst und Kultur.
Twitter - News in 140 Zeichen
at least the cat is packed for #Christmas #celestin #CatsOfTwitter #catbeingcat #catscatscats #cats #cat #CatsRule # pic.twitter.com/GF65DsF8Xl
— Julie Lovens (@JuLovens) 22. Dezember 2016
Tumblr, Pinterest, Ello, Google+, Snapchat,...

Fazit
3. Januar 2017
Jürg Kobel